am 9. Mai 2022 haben wir uns nach langer Corona-Pause wieder beim Startplatz getroffen.
Diesmal ging es um die leichtgewichtige Kanban-Simulation Featureban.
Beim fünfzigsten Treffen der Limited WIP Society Cologne vor über 6 Jahren war Featureban erstmalig das Thema (damals noch in der Version 1.0). Zuletzt haben wir es vor zwei Jahren in einer Online-Variante gespielt.
Wir nutztendie Gelegenheit, dass wir uns in Präsenz treffen können, für ein direkten Vergleich und eine direkte Gegenüberstellung von Online-Variante und Präsenz-Variante.
Eine Gruppe spielte Featureban auf Papier,
eine andere Gruppe spielte Featureban online.
Zwei Teilnehmer beobachteten die beiden Gruppen und anschließend diskutieren wir über die Vor- und Nachteile sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Am 13. April 2022 hatten wir bei uns Florian Eisenberg zu Gast, der uns seine wichtigsten Ratschläge, wie man eine Kanban-Einführung erfolgreicher machen kann, mitbrachte.
Schon seine Einführung war provozierend: Wie viele Kanban-Implementierungen, so fragte er, blieben bei unabhängigen To-Do – Doing- Done -Kanban-Boards auf dem Teamlevel hängen!? Es würden ein paar Aufgaben verwaltet und ein wenig der Druck rausgenommen und schon hätte man ein erstes Gefühl von „es würde irgendwie besser“. Leider sei dieses schon ausreichend, um eine Kanban-Implementierung auszubremsen.
Nachfolgend teilte Florian mit uns 10 seiner wichtigsten Erkenntnisse, die er über 11 Jahre im Umgang mit Kanban gesammelt hatte, und die versprechen jede Kanban-Einführung erfolgreicher machen. Und ja, die 7 im Titel, musste Florian zugeben, waren schon ein wenig „click-baity“.
Tip 1: Verstehe was es heißt, besser zu werden.
Tip 2: Fange mit den Aufträgen an, nicht mit den Teams.
Tip 3: „Grassroots“ ist nicht genug. Involviere das Management.
Tip 4: Vermeide Tickets die rückwärts laufen
Tip 5: Gebrauche ein passendes Tool.
Tip 6: Halte „Verbesserungs-Meetings“ anstatt „Team-Retrospektiven“
Tip 7: Lasst die Menschen außen vor und konzentriert Euch auf WIP-Probleme.
Tip 7.1: Hört Euch an, was andere sagen (z.B. den Podcast von Florian)
Tip 7.2: Ein SDM für jeden Service
Tip 7.3: Klärt Euer Steuerungsparadigma
Anschließend gab es eine interessante Gesprächsrunde, in der wir uns weiter mit der Kernfrage, warum es so schwierig sein kann, Kanban erfolgreich einzuführen, befasst haben.
im März 2022 haben wir ein Lean Coffee zum Thema Kanban Maturity Model (KMM) veranstaltet.
Das KMM spielt laut Beschreibung der Kanban University „eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Einigkeit, Ausrichtung, Sinnhaftigkeit und guter Führung.“ Weiter heißt es: „Nutzen Sie es, um bessere Erfolgserlebnisse zu erzielen, bessere Produkte und Dienstleistungen anzubieten, Ihre Kunden zu begeistern und bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen.“ Wir wollten an diesem Abend gemeinsam analysieren, ob das KMM diesem Anspruch genügt.
Wir haben folgende Themen diskutiert:
Zusammenfassend kann man sagen: es gibt viele Perspektiven auf das KMM. Manche nutzen es als Coaching Tool, um mit ihren Teams zu besprechen, was sinnvolle nächste Schritte sein können. Andere fürchten, dass das rezepthafte des KMM dazu verleitet, die Lösung im KMM zu suchen und keine individuelle Lösung zu suchen.
Relative Einigkeit bestand darin, dass der Begriff „Maturity“ irreführend sein kann. Z.B. wenn man versucht den eigenen Reifegrad zu bestimmen, um sich mit anderen zu vergleichen. Für eine Zertifizierung der eigenen Maturity fehlt dem Modell nach Meinung einiger Teilnehmer:innen, die Metrik, die eine Vergleichbarkeit schaffen würde.
Insgesamt ein spannender und lehrreicher Austausch. Vielen Dank allen Teilnehmer:innen.
Wir müssen schneller werden!” — Es gibt viele gute Gründe für eine höhere Geschwindigkeit der Produktentwicklung; unter anderem erlaubt eine schnelle Umsetzung und Lieferung von Anforderungen ein frühes Feedback von Kund:innen und ermöglicht es außerdem, direkt auf dieses Feedback zu reagieren.
Knapp 30 Teinehmer:innen nahmen im Februar 2022 teil, als Thomas Epping uns seine Gedanken und Ideen zum Thema „Weniger langsam“ vorstellte:
“Wie können wir denn schneller werden? Wir arbeiten doch bereits am Limit!” — Für eine Antwort kann es helfen, sich die eigene Wertschöpfungskette – also den Weg von der Entstehung über die Umsetzung bis zur Lieferung und Nutzung einer Anforderung – zu verdeutlichen. Ein wirksamer Zugang zu einer höheren Geschwindigkeit besteht mitunter in der Reduktion von Wartezeiten innerhalb dieser Wertschöpfungskette; dann geht es darum, geschickter (und nicht angestrengter) zu arbeiten. Wir diskutierten verschiedene Möglichkeiten zur Reduktion von Wartezeiten aus verschiedenen Perspektiven, von möglichen Beiträgen einer einzelnen Person bis hin zu Möglichkeiten, die sich bei einer ganzheitlichen Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette ergeben.
“Schön und gut, aber was bringt uns das?” — Wir verdeutlichten mit Beispielen aus der Praxis, wie eine Reduktion von Wartezeiten die Geschwindigkeit der Produktentwicklung steigern kann und sich messen lässt. Schneller zu werden bedeutet mitunter, einfach weniger langsam zu sein.
Zum Abschluss gab es eine angeregte Diskussion darüber, was sich davon bereits im eigenen Unternehmenskontext wiederfindet und was noch zu realisieren ist…
An diesem Abend gab uns Claudia Stölzel einen Reisebericht über die Stolperfallen auf dem Weg zu einer transparenten Organisation, der die Highs & Lows der mittlerweile 4. Kanban – Einführung bei der igus GmbH zusammenfasst.
Zum Talk: Die igus GmbH produziert seit 5 Jahrzehnten innovative Kunststoffe, “motion plastics”, die in über 50 Branchen als Problemlöser eingesetzt werden. Kunststoffe sind also die Kernkompetenz von igus. Doch kein Industrieunternehmen kommt heute ohne digitale Unterstützung aus. Die IT der igus ist, wie man so schön sagt, historisch gewachsen in einem hierarchisch geprägten Umfeld. Und stieß somit hier immer mehr an ihre Grenzen in einem sich immer schneller wandelnden Business.
Wie sollen die zahlreichen Anforderungen konsolidiert, gesteuert, gemanagt werden? Wie bekommt man die vorhandenen Altsysteme in den Griff? Oder gar das Inselwissen auf mehrere Köpfe verteilt? Silos für verschiedene Systeme waren die Regel. Auslastung, Effizienz waren lange Zeit die Messgrößen für die Produktivität in der zersplitterten IT. Und Kanban war ein Board, an das man Zettel klebte. Versuche, Kanban in einzelnen Bereichen einzuführen, waren eher semi-erfolgreich und revolutionär gestartet.
Bis der Entschluss fiel, wir machen alles neu… Das war der Startschuss für ein evolutionär entwickeltes “System of interconnected Services” mit Boards auf unterschiedlichsten Ebenen. Dieser Vortrag handelt von den Fehlern, Stolperfallen aber auch den Glücksmomenten auf dem Weg dahin.
Passen Regeltätigkeiten und die Kanban-Methode zusammen? Ein paar Wege, wie das auf den unterschiedlichsten Ebenen funktionieren kann, zeigten an diesem Abend Lukas Schmidt und Michael Mahlberg kanpp 40 interessierten Teilnehmenden.
Kamishibai ist ein hilfreiches und zugleich unterschätztes Instrument zur Unterstützung des visuellen Managements von Arbeit. Es verbessert die Steuerung, Bearbeitung und Überprüfung von wiederkehrenden Tätigkeiten in der betrieblichen Organisation. Lukas Schmidt und Michael Mahlberg geben einen Einblick in dieses System das seine Herkunft in der japanischen Kultur und Industrie hat.
Gerade die Lücke, die die Kanban-Methode bei der Mischung unterschiedlicher Aufgaben in der täglichen Arbeit zu haben scheint, wird von Kamishibai-Boards hervorragend geschlossen.
Wir haben uns mit den Komponenten dieser Art von Boards beschäftigt und gemeinsam erlebt wie wir es als Ergänzung oder in Kombination mit Kanban-Systemen nutzen können.
Als Highlight dieses Abends hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihren eigenen Entwurf eines Kamishibai-Boards als Do-It-Yourself-Projekt zu erstellen und in Kleingruppen gemeinsam in die Reflexion zu gehen.
Wir danken Lukas, Michael und allen die dabei waren.
Lesung „Steampunk Ökonomie – Mit der Dampfmaschine zum Mond“
An diesem Abend las Dr. Andreas Rein aus seinem neuen Buch „Steampunk Ökonomie – Mit der Dampfmaschine zum Mond“. Anschließend gab es eine angeregte Frage- und Antwortrunde mit dem Autor, u.a. über Ceteris Paribus und die meist falsche Annahme, dass man aus der Vergangenheit auf die Zukunft schließen kann.
Zum Buch
Viele Führungskräfte, Organisationen und Unternehmen glauben, dass sich den wirtschaftlichen Anforderungen des digitalen Zeitalters mit Fleiß, Können und Erfahrung begegnen lässt. Sie bauen auf Expertentum, etablierte Strukturen und Prozesse, auf welche sie sich jahrzehntelang verlassen konnten. Sie perfektionieren die bekannten Methoden und Verfahren und streben ein Höchstmaß an Fehlerlosigkeit an. Dabei übersehen sie jedoch, dass das Streben nach Perfektion nicht nur kontraproduktiv, sondern sogar schädlich ist.
In Zeiten der Digitalisierung und damit einhergehender Globalisierung werden Produkte, Waren und Dienstleistungen nicht ständig besser, sie werden ständig anders. Die Prozesse und Geschäftsmodelle, die die Wirtschaft antreiben, verändern sich fortwährend. Wer sich darauf konzentriert bekannte Methoden, sowohl in der Produktion, mehr aber noch im Organisationsdesign und der Führung, zu perfektionieren, der trainiert ein Rennpferd und merkt nicht, dass er gegen einen Formel-1 Rennwagen antreten muss.
Wirtschaftswissenschaften, Management und Personalwirtschaft basieren auf theoretischen Grundlagen des 19. Jahrhunderts. Sie sind perfektionierte Dampfmaschinen – geschmeidig im Lauf, ausdauernd im Betrieb und elegant anzuschauen. Und vollkommen ungeeignet, um damit zum Mond zu fliegen. Kurz: sie sind Vertreter der Steampunk Ökonomie.
Gerade im Kanban-Umfeld spricht man häufig von evolutionärer Veränderung. Aber was bedeutet evolutionär eigentlich? Wieviel Evolution sollte in der Organisationsentwicklung stecken und wo helfen andere Vorgehensweisen? Was könnten die Scientific Method und der nach Edward Deming benannte PDSA-Circle damit zu tun haben? Antworten gab es von Martin Luig in diesem Talk.
Nach einem kurzen Ausflug in die Evolution betrachtete dieser Talk die Parallelen und (notwendigen) Abweichungen zwischen Evolution und der Veränderung in Unternehmen.
In der anschließenden angeregten und spannenden Diskussion gab es viel hilfreiches Feedback der Teilnehmer:innen.
„Was liest Du gerade?“ ist oft ein guter Einstieg in inspirierende Gespräche. Deshalb haben wir die Frage an diesem in die Runde gestellt und uns gegenseitig interessante Bücher vorgestellt.
Trotz der Frage „was liest Du gerade“, durften es gerne auch Bücher sein, die man schon vor einiger Zeit gelesen hatte.
Auf diese Weise haben wir Bücher rund um Kanban und dem Umfeld von Organisationsentwicklung, Veränderung und dem Umgang mit Widerständen, Selbstorganisation sowie Produktivität gesammelt.
Hier die Liste, der Bücher, die wir besprochen haben:
Martin: „Turn the Ship around“ von David Marquet (Video)
Lukas: „Steampunk Ökonomie (mit der Dampfmaschine zum Mond)“ von Andreas Rein Autoren-Lesung am 27.10.2021 ab 16:30 bis 18:00 über Xing)
Mark: „Sooner, Safer Hapier“ von Jonathan Smart (Summary)
Marcel: „Das Ziel; Ein Roman über Prozessoptimierung“ von Eliyahu M. Goldratt, Jeff Cox
Oliver: „The Coaching Habit“ und „The Advice Trap“ von Michael B Stanier
Martin: „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann
ergänzend dazu von Oliver: „Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen“ von Rolf Dobelli (wenn die wissenschaftlichen Hintergründe nicht interessieren)
Lukas: „Agile Short Stories“ von Miriam Sasse und der agilen Community
Mark: „Das große 1×1 der Erfolgsstrategie (EKS die Strategie für die neue Wirtschaft)“ von Kerstin Friederich
Marcel : „Leadership Agility: Five Levels of Mastery for Anticipating and Initiating Change“ von Bill Joiner
Danke für die vielen spannenden Buch-Ideen und viel Spaß beim Lesen.
Am 11. August trafen sich 23 Kanban-Interessentierte, um an einer Flow-Simulation in Miro teilzunehmen. Ziel war nicht nur gemeinsam Spaß zu haben, sondern auch ein bisschen darüber nachzudenken, wie man solch diese Online Flow Simulation noch effektiver machen könnte.
Als Vorlage diente eine Flow-Simulation in Miro von Andreas Rein, die inzwischen von Xuviate weiterentwickelt wurde und dort im Einsatz in Kanban Bootcamps mit über 30 gleichzeitigen Teilnehmer:innen ist.
Egal ob man GetKanban, FeatureBan, ChangeBan, TWIG, „Schiffe falten“ oder eine andere der vielen Kanban- oder Flow-Simulationen bereits gespielt hat, ist es immer ein besonderes Erlebnis mitzuspielen und immer wieder mitzuerleben, welchen Unterschied es macht, den Flow und nicht die Ressourcenauslastung zu optimieren.
So war es auch an diesem Abend. Am Anfang erklärte Mark Geschke, unser Moderator für den Abend, die Regeln der Simulation und die Teilnehmer:innen verteilten sich auf die Spalten des Boards in Miro.
Wie häufig gab es auch bei dieser Flow-Simulation zwei Runden. Für die ersten Runde wurde jede:r angewiesen, so schnell wie möglich zu arbeiten. Wie das Bildschirmfoto zeigt, gab es zwei deutliche Engpässe. Die Teilnehmer:innen fühlten sich nach der Runde gestresst. Halt wie im wirklichen Leben!
In der zweiten Runde stiegen wir von einem Push- zu einem Pull-System um und mussten zudem noch unseren Work in Progress (WiP) in den Spalten auf die Anzahl der Teilnehmer in der jeweiligen Spalte, in diesem Fall 3, limitieren.
Diese beiden – scheinbar kleinen – Veränderungen hatten einen deutlichen Einfluss auf den Flow und von nun an lief alles sehr viel ruhiger ab als vorher. Eine Teilnehmerin meinte sogar im Nachhinein, dass sie selbst gar nichts zu tun hatte und sich auf Ihre beiden Kollegen verlassen konnte…
In beiden Runden wurde jeweils nach 2 Minuten eine rote Karte in das System eingefügt, um herauszufinden, wie lange es dauert, bis sie erledigt wird.
Interessanterweise war das System in Runde 2 viel leistungsfähiger als in Runde 1, was man besonders deutlich in der Durchlaufzeit der roten Karten bemerken konnte, die fast dreimal schneller durch das System fließen konnte. Auch die Vorhersagbarkeit wurde viel besser. Wow!!
Im Debrief unterhielten wir uns darüber wie unsere Arbeitssysteme im Alltag eigentlich aussehen (oftmals wie in Runde 1!) und was denn die Gründe sein könnten, warum wir nicht immer mit WIP-limitierten Pull-Systemen arbeiten.
Leider waren diese Diskussionen so spannend, dass wir auch später im informellen Teil des Abends (nach 21:00 Uhr also) nie zu der Frage „wie könnte man solche Simulationen noch verbessern“ kommen konnten… vielleicht ein anderes Mal.