Im Januar 2023 hat uns Felix Rink ein Thema mit Praxisbezug vorgestellt.
Beim Einsatz der Kanban-Methode geht es oft um die Erhöhung der Stabilität oder die Vorhersagbarkeit von Systemen. Und schneller soll’s häufig auch noch werden.
Aber wie entwickelt man ein solches System? Und welche Metrik(en) helfen dabei?
Wir haben an diesem Abend im „Zeitraffer“ ausprobiert, wie man mit nur einer Metrik verlässlichere und schnellere Systeme entwickeln kann. Bei der Metrik, die wir betrachteten, handelte es sich weder um die Lead Time Distribution noch um das Cumulative Flow Diagram, sondern um „Aging Work In Progress“ (WIP Age).
Die Teilnehmer spielten zwei Runden in einer Kanban-Simulation. In der ersten Runde wurden die Entscheidungen so getroffen, wie man sie häufig in der Praxis trifft: nach Arbeitsfortschritt, Wert oder anderen Kriterien. Außerdem wurden die WIP Limits in dieser Runde bewusst „großzügig“ eingestellt.
In Runde zwei wurde dann relativ strikt danach entschieden, welche Karte die älteste ist (d.h. nach dem WIP-Age) und alle weiteren Kriterien weitestgehend ignoriert.

Während der zweiten Runde haben die Teilnehmer ihre Entscheidungen nach dem „Aging Work In Progress Chart“ getroffen. Hier wird die begonnene Arbeit ähnlich wie auf einem „Cycle Time Scatterplot“ als Streudiagramm dargestellt, nur dass die Datenpunkte keine fertige Arbeit widerspiegeln sondern die begonnene, aber noch nicht abgeschlossene (WIP). Die Arbeiten werden außerdem auf die Phasen des Kanban System verteilt, in denen sie sich aktuell befinden.

Am Ende der zweiten Runde waren deutlich weniger Arbeiten noch „Work In Progress“. Außerdem hat unser System eine niedrigere Variabilität bei den Durchlaufzeiten der einzelnen Arbeiten produziert. Das System war im Ergebnis zuverlässiger und auch vorhersehbarer.
Unser Fazit:
Das WIP-Age, und das damit verbundene Diagramm, kann ein gutes Hilfsmittel sein, um mit den Kanban-System-Teilnehmern die Arbeit so zu koordinieren, dass weder unnötigen Liegezeiten noch hohe Variabilität entstehen. Außerdem verringern sich die Blockade-Zeiten im System. Die beste Möglichkeit Blockaden im System zu vermeiden ist entweder die Arbeit so zügig wie möglich abzuschließen oder nicht zu früh zu starten. Das „Aging Work In Progress“ kann zum Beispiel in Standup Meetings von Kanban Systemen genutzt werden, um u.a. die Praktik „Aktives Managen von Arbeiten“ zu unterstützen.
Wenn wir nur eine Metrik zu Wahl hätten, mit der wir unser Kanban System entwickeln könnten, wäre das WIP-Age eine gute Wahl. Wir gewinnen so den Effekt, dass wir Arbeiten nicht unnötig altern lassen, und im Wesentlichen Arbeiten nicht ins System nehmen, die wir garnicht beabsichtigen auch bald abzuschließen. All das sind Voraussetzungen für ein stabiles und verlässlicheres System.